OEL

1. Das OEl, eine Gabe Gottes. Zusammen mit dem Weizen und dem Wein ist das OEl eines der wesentlichsten Nahrungsmittel, mit denen Gott sein treues Volk (Dt 11, 14) in jenem olivenreichen Land (Dt 6, 11; 8, 8), in dem er es ohne sein Verdienst angesiedelt hat, sättigt. Es erscheint als ein göttlicher Segen (Dt 7, 13f; Jr 31, 12), dessen Ausbleiben eine Strafe für die Untreue (Mich 6, 15; Hab 3, 17), dessen Fülle ein Zeichen des Heiles (Joel 2,19) und ein Symbol der eschatologischen Seligkeit ist (Os 2, 24). Das OEl ist aber nicht nur ein unentbehrliches Nahrungsmittel, selbst zur Zeit der Not (1 Kg 17, 14f; 2 Kg 4, 1 - 7), es dient auch als Salbe, die dem Körper Wohlgeruch verleiht (Am 6, 6; Est 2, 12), die Glieder kräftigt (Ez 16, 9) und die Wunden lindert (Is 1, 6; Lk 10, 34); endlich ist das OEl, in Lampen gefüllt, eine Quelle des Lichtes (Ex 27, 20 f; Mt 25, 3 - 8). Dieses OEles darf man sich nicht zum Kult der Baale bedienen, als käme die Fruchtbarkeit der Erde von ihnen, aber auch nicht zur Sicherung des Bündnisses mit heidnischen Reichen, als hinge das Wohl des Volkes nicht einzig und allein von seiner Treue zum Bunde ab (Os 2, 7. 10; 12, 2). Um diesem Bunde die Treue zu halten, genügt es nicht, den Priestern das beste OEl vorzubehalten (Nm 18, 12) noch dem Rituale entsprechend den Opfern OEl beizugeben (Lv 2, 1..; Nm 15,4; 28 bis 29), noch auch Bäche von OEl bei den Besprengungen zu vergiessen. An all diesen rituellen Handlungen hat Gott nur dann Wohlgefallen, wenn man mit ihm auf dem Wege der Gerechtigkeit und der Liebe wandelt (Mich 6, 7f).

2. Symbolik des OEles. Wenn das OEl das Zeichen des göttlichen Segens ist, so ist der grünende OElbaum ein Symbol für den von Gott gesegneten Gerechten (Ps 52, 10; 128, 3; vgl. Sir 50, 10) und für die göttliche Weisheit, die im Gesetz den Weg der Gerechtigkeit und des Glückes aufzeigt (Sir 24, 14. 19 - 23). Was die beiden OElbäume angeht, deren OEl den siebenarmigen Leuchter speist (Zach 4, 11 - 14), so repräsentieren sie die beiden ,,Söhne des OEles", die beiden Gesalbten Gottes, den König und den Hohenpriester, die die Aufgabe haben, das Volk zu erleuchten und es den Weg des Heiles zu führen. Gelegentlich vergleicht man das OEl mit dem, was gleich ihm eindringt und sich dem Zugriff entzieht (Spr 5, 3; Ps 109, 18; Spr 27, 16). Vor allem aber sieht man darin das Salbmittel, dessen Duft Charme und Freude bereitet, wodurch es zu einem schönen Symbol der Liebe (Hl 1, 3), der Freundschaft (Spr 27, 9) und des Glückes brüderlicher Verbundenheit wird (Ps 133, 2). Das OEl ist auch Symbol der Freude denn beide verleihen dem Antlitz strahlenden Glanz (Ps 104, 15). Das Ausgiessen von OEl über das Haupt eines Menschen bedeutet also ihm Freude und Glückwünschen und ihm ein besonderes Zeichen der Freundschaft und der Ehrerbietung erweisen (Ps 23, 5; 92, 11; Lk 7, 46; Mt 26, 7). Das OEl, das zur Salbung des Königs verwendet wurde, verdiente den Namen ,,Freudenöl" in höchstem Grade (Ps 45, 8), war es doch das äussere Zeichen der göttlichen Auserwählung mit dem die Ausgiessung des Heiligen Geistes verbunden war, der von dem Erwählten Besitz ergriff (1 Sm 10, 1 - 6; 16, 13). Dieser Zusammenhang zwischen der Salbung und der Ausgiessung des Heiligen Geistes liegt der wichtigsten Symbolik des OEles bei den christlichen Sakramenten zugrunde, vor allem bei der Krankenölung die schon im Jakobusbriefe erwähnt wird (Jak 5, 14; vgl. Mk 6, 13); die heiligen OEle vermitteln dem Christen die vielfältige Gnade des Heiligen Geistes, jenes Geistes, der Jesus zum Gesalbten schlechthin und zum Sohne Gottes gemacht hat (Hebr 1, 9, wo Ps 45, 8 auf Christus zum Aufweis seiner Gottheit angewendet wird). Geist