In den Nieren als den inneren Organen werden die tiefsten Reaktionen erfühlt, hier entstehen die geheimen Pläne, hier entzünden sich die heftigen Leidenschaften. Sie können beim Lehrer frohlocken, wenn er hört, dass der Schüler redet, was recht ist (Spr 23, 16), sie können angesichts des Abfalls erbeben (1 Makk 2, 24), durch die Prüfung durchbohrt werden (Jb 16, 13). Jener, der sie gebildet hat (Ps 139, 13), kann durch sie das Gewissen des betenden Menschen belehren (Ps 16, 7). Gewöhnlich zusammen mit dem Herzen genannt, bezeichnen die Nieren eine Gegend, die dem Blicke des Menschen entzogen ist und sich von dem unterscheidet, was man feststellen kann. Gott allein ,,prüft Nieren und Hetzen" (Ps 7, 10; Jr 11, 20), desgleichen auch Jesus, der weiß, was im Menschen vor sich geht (Jo 2, 25). Gott allein durchdringt die letzte Tiefe des Seins. Weder Jeremias, der Prophet des inneren Lebens, noch der Psalmist fürchten sich davor, vom göttlichen Blicke geprüft zu werden: ,,Durchforsche mich, Jahve, und prüfe mich, leg ins Feuer meine Nieren und mein Herz" (Ps 26, 2; Jr 17, 10; 20, 12), wissen sie doch, dass ihre Nieren im Gegensatz zu ihren Feinden das zutage fördern, was ihre Lippen sagen (Jr 12, 2f). Gott hört die Worte, aber er ist auch ,,Zeuge der Nieren und wahrhafter Beobachter des Herzens" (Weish 1, 6). Deshalb lässt uns auch die Liturgie aus demselben Geiste heraus beten: ,,Reinige, o Herr, unsere Nieren und unsere Herzen im Feuer des Heiligen Geistes." Herz Lippen