EUCHARISTIE

1. Sinngehalt des Wortes

1. Danksagung und Segen. An sich bedeutet ,,Eucharistie" zunächst Anerkennung, Dankbarkeit, sodann Danksagung. Dieser im Profangriechischen geläufigste Sinn begegnet uns auch in der Bibel, vor allem im Bereiche der menschlichen Beziehungen (Weish 18, 2; 2 Makk 2, 27; 12, 31; Apg 24, 3; Röm 16, 4). Im Hinblick auf Gott nimmt die Danksagung (2 Makk 1, II; 1 Thess 3, 9; 1 Kor 1, 14; Kol 1, 52) gewöhnlich die Form eines Gebetes an (Weish 16, 28; 1 Thess 5, 17f; 2 Kor 1,11; Kol 3, 17 usw.); so auch im Eingang der paulinischen Briefe (z. B. 1 Thess 1, 2). Hier fällt sie ganz natürlich mit der Segnung zusammen, die die ,,Wunder" Gottes preist, denn diese Wunder finden für den Menschen in jenen Wohltaten ihren Ausdruck, die dem Lobpreis Licht und Farbe verleihen. Unter diesen Voraussetzungen geht die Danksagung Hand in Hand mit einer ,,Anamnese", in der das Gedächtnis die Vergangenheit wieder lebendig werden läßt (Jdt 8, 25f; Apk II, 17f), und decken sich ,,eucharisteo" und ,,eulogeo" (1 Kor 14, 16ff). Diesem ,,eucharisteo" und ,,eulogeo" begegnet man vor allem bei den jüdischen Gast mählern, deren Segnungen Gott für die Nahrung, die er den Menschen gegeben hat, preisen und ihm dafür danken. In diesem Sinne sagt der hl. Paulus, man solle mit ,,Danksagung" essen (Röm 14, 6; 1 Kor 10, 30; Tim 4, 3f).

2. Verwendung des Wortes durch Jesus und im christlichen Sprachgebrauch. Bei der ersten Brotvermehrung spricht Jesus nach den Synoptikern einen ,,Segen" (Mt 14, 19 par.), nach Johannes eine ,,Danksagung" (Jo 6, II. 23). Bei der zweiten Brotvermehrung erwähnt Matthäus 15, 36 eine ,,Danksagung", während Mk 8, 6f von einem ,,Dankgebet" über das Brot und von einem ,,Segen" über die Fische spricht. Diese praktische Gleichsetzung widerrät es, beim letzten Abendmahl zwischen dem ,,Segen" über das Brot (Mt 26, 26 par.; vgl. Lk 24, 30) und der ,,Danksagung" über den Kelch einen Unterschied zu machen (Mt 26, 27 par.). UEbrigens spricht der hl. Paulus umgekehrt von der ,,Danksagung" über das Brot (1 Kor II, 24) und vom ,,Segen" über den Kelch (1 Kor 10, 16). Defacto hat das Wort ,,Eucharistie" als Bezeichnung für jene Handlung, die Jesus am Abend vor seinem Tode eingesetzt hat, im christlichen Sprachgebrauch den Sieg davongetragen. Doch sei darauf hingewiesen, daß dieser Ausdruck ebensosehr, ja noch mehr, einen Lobpreis auf die Wundertaten Gottes denn einen Dank für das Gute, das den Menschen dadurch zuteil wird, ausspricht. Durch diesen entscheiden den Akt, durch den Jesus Speisen die ewige Gültigkeit seines Erlösungstodes anvertraut hat, hat er jene Hingabe seiner selbst und aller Dinge an Gott vollzogen und für alle Zeiten festgelegt, die die Eigenart der ,,Religion" und das Wesen seines Heilswerkes aus macht: In seiner am Kreuze hingeopferten Person und in der Eucharistie kehrt die gesamte Menschheit mit dem All als ihrem Lebensraum zum Vater zurück. Diesen Reichtum der Eucharistie, der sie zum Mittelpunkt des christlichen Kultes macht, entnehmen wir jenen inhaltsschweren Texten, die einer genaueren Analyse bedürfen.

II. Einsetzung und ursprüngliche Feier

1. Die Berichte. Vier Texte des Neuen Testaments berichten von der Einsetzung der Eucharistie: Mt 26, 26 - 29; Mk 14, 22 - 25; Lk 22, 15 - 20; Kor 11, 23ff. Was der hl. Paulus an dieser Stelle ,,weitergibt", nachdem er es ,,überkommen hat", scheint eine liturgische Tradition gewesen zu sein. Dasselbe muß von den synoptischen Texten gesagt werden, deren lapidare Kürze sich vom Kontext abhebt: ein wertvoller Widerschein der Art und Weise, wie die ersten Kirchen das Abendmahl des Herrn gefeiert haben. Dieser Ursprung erklärt ihre AEhnlichkeiten und ihre Abweichungen. Die stark aramaisierende Redaktion des Markus mag die palästinische Tradition wieder geben, während die in etwas besseres Griechisch gekleidete paulinische Redaktion die Tradition der antiochenischen oder kleinasiatischen Kirchen wiedergeben mag. Matthäus vertritt vielleicht dieselbe Tradition wie Markus, nur weist er einige Varianten oder Zusätze auf, die ebenfalls liturgischen Ursprungs sein mögen. Lukas wirft delikatere Fragen auf, für die verschiedene Lösungen vorgeschlagen wurden: Seine Verse 15 - 18 können eine von den andern abweichende archaische Tradition dar stellen oder - was wahrscheinlicher ist - eine Erweiterung, die Lukas selbst Mk 14, 25 entnommen hätte; was die Verse 19 - 20 angeht, die gegenüber jenen Textzeugen, die 19 b - 20 auslassen, als echt zu gelten haben, so sieht man darin entweder eine Verbindung von Mk und 1 Kor, die auf Lukas selbst zurückginge, oder aber eine weitere UEberlieferungsform der hellenistischen Kirchen, die infolgedessen neben Mk/Mt und 1 Kor einen dritten liturgischen Zeugen darstellen würde. Die Varianten zwischen diesen verschiedenen Texten sind übrigens von geringer Bedeutung, wenn wir vom zeitlichen Intervall zwischen den beiden Einsetzungsakten absehen, der von Mk/Mt übergangen wird, auf Grund der Bezeugung durch 1 Kor/Lk und der inneren Wahrscheinlichkeit aber als ursprünglich betrachtet werden muß.

2. Der historische Rahmen. Ein weiteres Problem, von dem die Auslegung dieser Texte abhängt, ist ihr historischer Rahmen. Nach den Synoptikern handelt es sich zweifellos um ein Paschamahl (Mk 14, 12 - 16 par.); nach Jo 18,28; 19,14. 31 aber wurde das Pascha erst am nächsten Tage, am Abende des Freitags gefeiert. Alles ist schon versucht worden, um diesen Widerspruch zu erklären: Man hat Johannes Unrecht gegeben, der es im Interesse der Symbolik um einen Tag verschoben habe, um Jesus zur Stunde der Opferung des Paschalammes sterben zu lassen (Jo 19, 14. 36); man hat behauptet, das Pascha sei in diesem Jahr von verschiedenen jüdischen Gruppen am Donnerstag und am Freitag gefeiert worden; ja man hat sogar an ein essenisches Pascha gedacht, das am Dienstag abends gefeiert worden sei und an das Jesus sich gehalten habe. Am meisten empfiehlt sich wohl die Annahme, Jesus habe das Pascha aus dem Wissen heraus, daß er im Augenblick der Schlachtung des Paschalammes selbst sterben werde, um einen Tag vorverlegt und bei der Feier seines letzten Mahles den Pascharitus so eindeutig in Erinnerung gerufen, daß er seinen neuen Ritus, der der Pascharitus des Neuen Testaments sein sollte, darauf aufbauen konnte. Diese Lösung respektiert die Chronologie des Johannes und trägt der Darstellung der Synoptiker hinreichend Rechnung.

3. Religiöses Mahl und Herrenmahl. Und in der Tat scheint den Einsetzungstexten eine Perspektive zugrunde zu liegen, die viel eindeutiger auf das Pascha bezogen erscheint als auf irgendein anderes feierliches jüdisches Mahl, etwa im Sinne eines essenischen Mahles, das man zu ihrer Deutung herangezogen hat. Die unmittelbare Aufeinanderfolge von Brot und Wein beim letzten Abendmahl wie bei den in Qumran üblichen Mahlzeiten ist ein rein oberflächlicher und bedeutungsloser Berührungspunkt, denn diese kann in den Evangelientexten auf eine Zusammenziehung im Interesse der Liturgie zurückzuführen sein, wobei nur die beiden wichtigsten Elemente des letzten Mahles Jesu überliefert wurden, nämlich das Brot am Anfang und der dritte Kelch am Schlusse, während alles in der Zwischenzeit Geschehene übergangen wird. UEbrigens liegt eine vielsagende Spur von dieser Zwischenzeit in den Worten: ,,Nach dem Mahle", die in Kor II, 25 dem Kelche voraufgehen. Zudem mangelt den essenischen Mahlzeiten von Qumran jene Paschatheologie, an die die Worte Jesu erinnern und die man nicht ohne Willkür als späteres Element betrachten kann, das auf den Einfluß des hl. Paulus oder der hellenistischen Kirchen zurückzuführen sei. Das Zeremoniell des essenischen Mahles war gleich dem vieler Mahl-zeiten jüdischer Bruderschaften aus dieser Zeit genau geregelt. Doch kann uns dies höchstens ein Bild davon vermltteln, wie die gewöhnlichen Mahlzeiten Jesu und seiner Jünger vor sich gegangen sein mögen und wie ihre Mahlzeiten nach der Auferstehung ausgesehen haben mögen, als sie sich so wie einst wieder um ihren Meister versammelt hatten, von der Gewißheit getragen, ihn stets als den auferstandenen Kyrios unter sich zu haben, dem kein Tod mehr etwas anhaben konnte.

Doch braucht man in jenen täglichen Mahlzeiten, die die ersten Brüder von Jerusalem voll Freude einnahmen, wobei sie in ihren Häusern das Brot brachen, nicht immer die Eucharistie erblicken (Apg 2, 42. 46). Dieses ,,Brotbrechen" konnte auch eine gewöhnliche Mahlzeit bezeichnen, das gewiß wie jedes semitische Mahl religiöser Natur war, in diesem Falle aber auf die Erinnerung und auf die Erwartung des auferstandenen Meisters konzentriert war, und an das man die Eucharistie im eigentlichen Sinne anschloß, wenn man die Worte und Gesten des Herrn nachvollzog, um durch das Brot und den Wein an seiner geheimnisvollen Gegenwart Anteil zu erhalten, auf diese Weise ein gewöhnliches Mahl in ein ,,Herrenmahl" verwandelnd (1 Kor 11, 20 - 34). Nach ihrer Loslösung vom jüdischen Ritus wurde diese Eucharistie sicherlich öfter als einmal imJahre,vielleicht wöchentlich gefeiert (Apg 20, 7. 11). Doch wissen wir hierüber soviel wie gar nichts, wie wir auch in einigen Texten nicht entscheiden können, ob es sich um ein gewöhnliches , ,Brotbrechen" handelt oder um die Eucharistie im eigentlichen Sinne. (Apg 27, 35; und schon Lk 24, 30. 35).

III. Die Encharistie als Sakrament einer Speise

1. Die Mahlzeit als religiöses Zeichen. Im Verlaufe eines Mahles eingesetzt, ist die Eucharistie ein Speiseritus. Von ältester Zeit an und vor allem in der semitischen Welt hat der Mensch der Nahrung einen heiligen Wert zuerkannt, da sie der Freigebigkeit der Gottheit zu danken war und Leben spendete. Brot, Wasser, Wein, Obst usw. sind Güter, für die man Gott lobt und preist. Auch das Mahl selber hatte religiöse Bedeutung, denn das gemeinsame Essen knüpft zwischen den Tischgenossen wie zwischen ihnen und Gott heilige Bande.

2. Von den Vorbildern zur Wirklichkeit. In der biblischen Offenbarung dienen daher Nahrung und Mahl seit jeher als Ausdruck jener Lebensvermittlung, die Gott seinem Volke zuteil werden läßt. Das Manna und die Wachteln des Auszugs wie das dem Felsen des Horeb entspringende Wasser (Ps 78, 20 - 29) sind ebenso viele symbolische Wirklichkeiten (1 Kor 10, 3f), die Vorausdarstellungen jener wahren Gabe sind, die aus dem Munde Gottes kommt (Dt 8, 3; Mt 4, 4): das Wort das wahre Brot das vom Himmel herabgekommen ist (Ex 16, 4). Nun haben diese Vorbilder in Christus ihre Verwirklichung gefunden. Er ist das ,,Brot des Lebens", zunächst durch sein Wort, das denen, die an ihn glauben, den Weg zum ewigen Leben erschließt (Jo 6, 26 - 51 a), sodann durch sein Fleisch und sein Blut das er zu essen und zu trinken gibt (Jo 6, 51b - 58). Diese Worte, die die Eucharistie ankündigen, hat Jesus gesprochen, nachdem er das Volk in der Wüste wunderbar gespeist hat (Jo 6, 1 - 15). Die Gabe, die er verheißt und die er dem Manna gegenüberstellt (Jo 6, 31f. 49f), knüpft auf diese Weise an die Wunder des Auszuges an; gleichzeitig aber steht sie auch im Horizont des messianischen Mahles, jenes Bildes der himmlischen Seligkeit, das sowohl dem Judentum (Is 25, 6; rabbinische Schriften) wie dem Neuen Testament vertraut gewesen ist (Mt 8, 11; 22, 2 - 14; Lk 14, 55; Apk 3, 20; 59, 9).

3. Das Herrenmahl als Gedächtnis und Verheißung. Das letzte Abendmahl ist gleichsam die letzte Vorbereitung zu jenem messianischen Mahle, bei dem Jesus die Seinen nach der bevorstehenden Prüfung wieder sehen wird. Das ,,in Erfüllung gegangene Pascha" (Lk 22, 15f) und den ,,neuen Wein" (Mk 14, 25 par.), den er mit ihnen im Reiche Gottes verkosten wird, bereitet er bei diesem letzten Abendmahle vor, indem er Brot und Wein zu Zeichen der neuen Wirklichkeit seines Leibes und seines Blutes macht. Der Ritus des Paschamahles bot ihm hierzu die passende und gesuchte Gelegenheit. Die Worte, die der Familienvater dabei über die verschiedenen Speisen und vor allem über das Brot und den dritten Kelch sprach, machten diese zu Zeichen der Erinnerung an die Vergangenheit und der Hoffnung auf die Zukunft, so daß die Tischgenossen bei deren Genuß die Prüfungen des Auszuges tatsächlich nacherlebten, die messianischen Verheißungen aber im voraus erlebten. Jesus seinerseits aber bediente sich dabei jener schöpferischen Kraft, die das semitische Empfinden dem Wort zuerkannte, und erhöhte diese noch durch seine höchste Autorität . Indem er Brot und Wein einen neuen Sinn verlieh, hat er sie nicht gedeutet, sondern verwandelt. Er gibt keine Deutung, er setzt eine Tat, er trifft eine Verfügung: Das ist mein Leib, d. h., er wird es fortan sein. Die Kopula "sein - die im aramäischen Original vermutlich gefehlt hat - wäre für sich allein nicht ausreichend, um diesen Realismus zu rechtfertigen, denn sie könnte auch eine rein bildhafte Bedeutung zum Ausdruck bringen: ,,Die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel" (Mt 13, 39). Es ist die Situation, die den Worten hier ihren vollen Sinn verleiht. Jesus trägt hier kein Gleichnis vor, bei dem konkrete Gegenstände das Verständnis abstrakter Wirklichkeiten vermitteln sollen. Er führt den Vorsitz bei einem Mahle, bei dem die rituellen Segnungen den Speisen eine Bedeutung höherer Ordnung verleihen, Im Falle Jesu aber ist diese Bedeutung von einer unerhörten Größe und von einem unerhörten Realismus, der ihr auf Grund der Wirklichkeit zukommt, um die es dabei geht: um einen Erlösertod, der auf dem Weg über die Auferstehung in das eschatologische Leben ausmündet.

IV. Die Eucharistie als Sakrament eines Opfers

1. Die Ankündigung des Erlösertodes. Es handelt sich um einen Erlösertod, denn der Leib ,,wird für euch hingegeben werden" (Lk; 1 Kor hat nur ,,für euch" mit schlecht verbürgten Varianten); das Blut wird ,,für euch vergossen" (Lk) oder ,,für die Vielen vergossen" (Mk/Mt). Schon die Tatsache, daß Brot und Wein auf dem Tische von einander getrennt sind, erinnert an die gewaltsame Trennung des Leibes und des Blutes; Jesus kündet seinen nahen Tod in aller Klarheit an und stellt ihn als ein Opfer dar, dem jener Opfertiere vergleichbar, deren Blut am Sinai den ersten Bund besiegelt hat (Ex 24, 5 - 8), näherhin aber des Pascha - Lammes und zwar in dem Maße, als das damalige Judentum dieses gleichfalls als Opfer betrachtet hat (vgl. 1 Kor 5, 7). Wenn aber Jesus vom Blute spricht, das ,,für die Vielen" im Hinblick auf einen ,,Neuen Bund" vergossen wird,muß er auch an den Knecht Jahves gedacht haben, dessen Leben ,,vergossen wurde", der die Sünden von ,,Vielen" getragen (Is 53, 12) und den Gott zum ,,Bunde des Volkes und zum Lichte der Heiden" bestellt hat (Is 42, 6; vgl. 49, 8). Schon zuvor hatte er die Rolle des Knechtes zur seinigen gemacht (Lk 4, 17 - 21) und die Sendung in Anspruch genommen, gleich ihm sein Leben , ,als Lösegeld für die Vielen" hinzugeben (Mk 10, 45 par.; vgl. Is 53). Hier gibt er zu verstehen, daß sein unmittelbar bevorstehender Tod an die Stelle der Opfer des Alten Bundes treten und die Menschen befreien sollte, aber nicht mehr aus einer zeitlichen Gefangenschaft sondern aus der der Sünde wie Gott dies vom Knechte verlangt hatte. Er geht daran, jenen Neuen Bund zu stiften, den Jeremias angekündigt hatte (Jr 31, 31 - 34).

2. Die Teilnahme am Opfer. Nun aber liegt das völlig Neue eben darin, daß er den Reichtum dieses Opfers in Speisen hineinlegt. In Israel bestand wie bei allen alten Völkern der Brauch, sich die Früchte eines Opfers durch Verzehren des Opfertieres anzueignen; dadurch trat man mit der Opfergabe und durch sie mit dem sie entgegennehmenden Gott in Gemeinschaft (1 Kor 10, 18 - 21). Wenn jene, die an Jesus glauben, seinen hingeopferten Leib essen und sein Blut trinken, treten sie mit seinem Opfer in Gemeinschaft, indem sie sich seine liebende Hingabe zu eigen machen und an dem Gnadenstrom Anteil erhalten, den es bewirkt. Damit dies aber überall und stets geschehen könne, hat Jesus allgemein übliche Speisen ausgewählt, um sie zu seinem Opferfleisch und -blut zu machen, und seinen Jüngern befohlen, dieselben Worte nachzusprechen, die kraft seiner Autorität diese Verwandlung bewirken werden. Auf diese Weise übertrug er ihnen eine Teilnahme an seinem Priestertum Von nun an verkünden die Christen jedesmal, wenn sie diese Handlungen nachvollziehen und an deren Vollzug teilnehmen, ,,den Tod des Herrn, bis er wiederkommt" (1 Kor 11, 26), denn die sakramentale Gegenwart, die sie verwirklichen, ist die Christi in seinem Opferzustande. Sie tun es ,,zu seinem Gedächtnis (1 Kor II, 25; Lk 22, 19), d. h., sie rufen sich durch den Glauben seinen Erlösungsakt wieder in Erinnerung, oder, vielleicht noch besser ausgedrückt, sie erinnern Gott daran im Sinne eines stets erneuerten Opfers, das seine Gnade herabruft (vgl. Lv 24, 7; Nm 10, 9f; Sir 50, 16; Apg 10, 4. 35). Eine ,,Anamnese" im Sinne einer bewundern den und dankbaren Erinnerung an die Wundertaten Gottes, deren alles überragende das Opfer seines Sohnes ist, das dieser dargebracht hat, um den Menschen das Heil zu bringen. Ein Wunder der Liebe, an dem die Menschen Anteil erhalten, wenn sie in der heiligen Kommunion mit dem Leibe des Herrn und in ihm mit allen seinen Gliedern in Gemeinschaft treten (1 Kor 10, 14 - 22). Als Sakrament des Opfers Christi ist die Eucharistie das Sakrament der Liebe, der Gemeinschaft im Leibe Christi.

V. Die Eucharistie als eschatologisches Sakrament

1. Fortbestand des Opfers Christi in der neuen Welt. Was der Symbolik dieser Handlungen und Worte ihren ganzen Realismus verleiht, ist die Wirklichkeit der neuen Welt, zu der sie den Zugang vermitteln. Der Tod Christi mündet in das wahre Leben aus, das kein Ende kennt (Röm 6, 9f); es ist die eschatologische AEra der ,,künftigen Güter", im Vergleich zu der die gegenwärtige AEra nur einen ,, Schatten bedeutet (Hebr 10, 1; vgl. 8, 5; Kol 2, 17). Sein Opfer wurde ,,ein für alle Male" voll zogen (Hebr 7, 27; 9, 12. 26ff; 10, 10; 1 Petr 3, 18). Sein Blut ist endgültig an die Stelle des unwirksamen Blutes der Opfer des Alten Bundes getreten (Hebr 9, 12ff. 18 - 26; 10, 1 - 10). Der Neue Bund, dessen Mittler er ist (Hebr 12, 24; vgl. 13, 20), hat den Alten außer Kraft gesetzt (Hebr 8, 13) und verleiht das ewige Erbe (Hebr

9, 15). Fortan thront unser Hoherpriester zur rechten Hand Gottes (Hebr 8, 1; 10,12), nachdem er ,,für uns eine ewige Erlösung gewirkt" hat (Hebr 9, 12; vgl. 5, 9), er, der immerdar lebt, um für uns - auf Grund eines unvergänglichen Priestertums (Hebr 7, 24) - Fürsprache einzulegen (Hebr 7, 25; vgl. 9, 24). Sosehr sein Opfer seiner kontingenten Verwirklichung in der Zeit unserer vergänglichen Welt nach der Vergangenheit angehört, ist es doch in jener neuen Welt stets gegenwärtig, in die er durch die Hinopferung seiner selbst eingetreten ist, die er seinem Vater unablässig darbringt.

2. Durch die Eucharistie erhält der Christ an dieser neuen Welt tatsächlich Anteil. Nun aber verbindet die Eucharistie den Gläubigen mit diesem Hohenpriester, der in seinem Opferzustande immerdar fortlebt. Die Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut, die sich dabei vollzieht, ist ein sakramentaler Nachvollzug der Verwandlung der alten Welt in die neue Welt die Christus dadurch bewirkt hat, daß er durch den Tod in das Leben eingegangen ist. War doch auch der Pascharitus gleich dem Auszug, dessen Gedächtnis er lebendig erhielt, schon ein Verwandlungsritus: der Verwandlung der Gefangenschaft AEgyptens in die Freiheit des Landes der Verheißung, in der Folge aber, und dies immer mehr, der Verwandlung der Gefangenschaft des Leidens, der Sünde und des Todes in die Freiheit des Glückes, der Gerechtigkeit und des Lebens. Doch blieben die messianischen Güter dabei Gegenstand der Hoffnung und die Speisen, die man segnete, vermochten nur symbolisch davon kosten zu lassen. Mit dem Pascha Christi aber ist dies anders geworden. Mit seiner Auferstehung ist die messianische AEra tatsächlich angebrochen, und die verheißenen Güter sind in ihm bereits Wirklichkeit geworden. Jene Worte und Handlungen, die die künftigen Güter einst nur zu symbolisieren vermochten, vermögen nunmehr bereits vorhandene Güter zu verwirklichen. Der eucharistische Leib und das eucharistische Blut sind also nicht nur ein symbo lisches Gedächtnis eines der Vergangenheit angehörenden Ereignisses. Sie sind die ganze Realität jener eschatologischen Welt, in der Christus lebt. Gleich der gesamten sakramentalen Ordnung, deren Mittelpunkt die Eucharistie ist, vermittelt diese dem der alten Welt noch verhafteten Gläubigen den physischen Kontakt mit Christus in der ganzen Realität seines neuen, auf erstandenen, ,,geistigen" Seins (vgl. Jo 6, 63). Die Speisen, deren Gestalten sie annimmt, nehmen eine neue Daseinsweise an und werden zum wahren ,,Engelsbrot" (Ps 78, 25; vgl. Weish 16, 20), zur Speise der neuen AEra. Durch ihr Zugegensein auf dem Altar ist der gestorbene und auferstandene Christus in seiner immerwährenden Opferbeschaffenheit real gegenwärtig. Deshalb ist die heilige Messe ein Opfer, das mit dem historischen Kreuzesopfer auf Grund der ganzen liebenden Hingabe Christi, die es zu dem macht, was es ist, identisch ist, und sich von diesem nur durch die akzidentellen Umstände der Zeit und des Ortes, wo es nachvollzogen wird, unterscheidet. Durch sie vereinigt die Kirche an jedem Ort und bis zum Ende der Welt den Lobpreis und die Opfer der Menschen mit dem vollkommenen Opfer des Lobpreises und der Hingabe, mit einem Worte, der ,,Eucharistie", die allein vor Gott Wert hat (vgl. Hebr 13, 10. 15). Blut