DIENEN

Das Wort Dienst nimmt in der Bibel zwei entgegengesetzte Bedeutungen an, je nach dem es die Unterwerfung des Menschen unter Gott oder die Knechtung des Menschen durch den Menschen, d. h. die Sklaverei, bezeichnet. Die Geschichte des Heiles lehrt, daß die Befreiung des Menschen von seiner Unterwerfung unter Gott abhängt und daß ,,Gott dienen herrschen" bedeutet (Palmweihe).

1. Dienst und Sklaverei

Schon im Bereich der menschlichen Beziehungen bezieht sich ,,dienen" auf zwei konkrete Situationen, die sich gewaltig voneinander unterscheiden: auf die des Sklaven wie sie aus der Welt des Heidentums bekannt ist, in der der in Sklaverei geratene Mensch den Tieren und Dingen gleichgeachtet wurde, und auf die des -Knechtes, wie sie vom Gesetz des Gottesvolkes umschrieben wurde: Der Sklave bleibt ein Mensch und hat in der Familie seinen Platz, so daß er darin, wenn er sich als wahrer Diener erweist, zum Mann des Vertrauens und zum Erben werden kann (Gn 24, 2; 55, 3). Deshalb behalten auch die sprachlichen Ausdrücke ihre Doppelbedeutung bei: das hebräische ,abad wie das griechische douleuö werden auf beide Situationen angewendet. Doch gibt es auch Wörter, die Dienstleistungen ausdrücken, bei denen die Abhängigkeit einen ehrenhaften Charakter besitzt, so wenn die Offiziere (hebr. scheret) ihrem Könige dienen, oder im Falle jener offiziellen Dienste, an deren erster Stelle der kultische Dienst steht (griech. leitourgeö).

2 . Altes Testament: kultischer Dienst und Gehorsam

Gott dienen ist für das Volk, mit dem er einen Bund geschlossen hat, eine Ehre.

Aber der Adel verpflichtet. Jahve ist ein eifersüchtiger Gott, der kein geteiltes Herz dulden kann (Dt 6, 15), wie eine Schriftstelle sagt, die Christus zitiert hat:

,,Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen" (Mt 4, an; vgl. Dt 6, 53). Diese Treue muß sich im Kult und im Leben erweisen. Das ist der Sinn jenes Gebotes, in dem eine ganze Reihe von Synonyma für den Dienst Gottes aufscheint:

,,Ihr sollt Jahve folgen, ihn fürchten, seine Gebote beobachten, ihm Gehorsam leisten, ihm dienen und ihm anhangen" (Dt 13, 5).

1. Kultischer Dienst. Gott dienen heißt vor allem ihm Gaben und Opfer darbringen und für den Unterhalt seines Tempels sorgen. In diesem Sinne sind die Priester und Leviten ,,diejenigen, die Jahve dienen" (Nm 18; 1 Sm 2, 11. 18; 3, 1; Jr 33, 21f). Und tatsächlich wird der Priester um schrieben als der Hüter des Heiligtums, als der Diener des darin wohnenden Gottes, als Deuter der Wahrsprüche, die er darin erteilt (Ri 17, 5f). Aber auch der Gläubige, der einen Akt des Kultes setzt, ,,kommt, um Jahve zu dienen" (2 Sm 15, 8). Endlich bezeichnet der Ausdruck den ständigen Kult Gottes und wird fast gleichbedeutend mit ,, anbeten (Jos 24, 22).

2. Gehorsam. Der Dienst, den Jahve fordert, beschränkt sich nicht auf den rituellen Kult; er erstreckt sich als Gehorsam gegen die Gebote auf das gesamte Leben. Das ist es, was Propheten und Deuteronomium unablässig wiederholen .,,Gehorsam ist besser als Opfer" (1 Sm 15, 22; vgl. Dt 5, 29ff), wobei sie die ganze Tiefe dieser Gehorsamsforderung aufzeigen: ,,Liebe will ich, nicht Opfer" (Os 6,6; vgl. Jr 7).

3. Neues Testament:

Gott dienen durch Dienst am Menschen

Jesus bedient sich derselben Ausdrücke wie Gesetz und Propheten (Mt 4, 10; 9, 13), um daran zu erinnern, daß der Dienst Gottes jeden anderen Kult ausschließt und auf Grund der Liebe, die ihn beseelen muß, vorbehaltlos sein muß. Er nennt den Rivalen, der sich diesem Dienst in den Weg zu stellen vermöchte, sogar mit Namen: Es ist das Geld, dessen Dienst ungerecht macht (Lk 16, 9) und von dem der Apostel als Echo des Meisters sagt, daß die Liebe zu ihm Götzen Dienst ist (Eph 5, 5). Der Mensch steht vor der Entscheidung: ,,Nie mand kann zwei Herren dienen . . . Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Mt 6, 24 par.). Wenn man den einen liebt, wird man für den anderen nur Haß und Verachtung haben. Deshalb ist der Verzicht auf den Reichtum notwendig für jeden, der Jesus, dem Knecht Gottes, nachfolgen will (Mt 19, 21).

1. Der Dienst Jesu. Der vielgeliebte Sohn, der von Gott gesandt wurde, um das Werk der alttestamentlichen Knechte Gottes zu krönen (Mt 21, 33 ... par.) ist gekommen, um zu dienen. Schon in den Tagen seiner Kindheit erklärt er, daß er für die Sache seines Vaters da ist (Lk 2, 49). Der Verlauf seines gesamten Lebens steht unter dem Zeichen eines ,,Müssens", das seine völlige Abhängigkeit vom Willen des Vaters zum Ausdruck bringt (Mt 16, 21 par.; Lk 24, 26). Hinter dieser Notwendigkeit des Dienens aber, die ihn ans Kreuz führt, offenbart Jesus jene Liebe, die ihr allein ihre Würde und ihren Wert verleiht: ,,Die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie mir der Vater auf getragen hat" (Jo 14, 30).

Indem Jesus Gott dient, erlöst er die Men schen, macht er ihre Weigerung, zu die- nen, wieder gut und offenbart ihnen, wie der Vater will, daß man ihm diene; er will, daß sie sich im Dienste ihrer Brüder verzehren, so wie Jesus getan, der ihr Herr und Meister ist: , ,Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben" (Mk 10, 45 par.). ,,Ich habe euch ein Beispiel gegeben . . . Der Knecht ist nicht größer als sein Herr" (Jo 53, 15f). ,,Ich bin unter euch wie einer, der dient" (Lk 22, 27).

2. Die Größe des christlichen Dienstes. Die Diener Christi sind vor allem die Diener des Wortes (Apg 6, 4; Lk 1, 2), jene, die das Evangelium verkünden und auf diese Weise einen heiligen Dienst versehen (Röm 15, 16; Kol 5, 23; Phil 2, 22), und dies in aller Demut und - wenn es sein muß - inmitten von Prüfungen (Apg 20, 59). Jene aber, die der Gemeinde dienen, wie dies insbesondere die Diakone tun (Apg 6, 1 - 4), lehrt der hl. Paulus, unter welchen Voraussetzungen dieser Dienst des Herrn würdig ist (Röm 12, 7.9 - 53).

UEbrigens sind alle Christen durch die Taufe vom Dienst der Sünde und des Ge- setzes, der eine Sklaverei gewesen ist, zum Dienst der Gerechtigkeit und Christi, der Freiheit ist, übergegangen (Jo 8, 31 - 36; Röm 6 - 7; vgl. 1 Kor 7, 22; Eph 6, 6). Sie dienen Gott als Kinder und nicht als Sklaven (Gal 4), denn sie dienen ihm in der Neuheit des Geistes (Röm 7, 6). Die Gnade, die sie aus Knechten zu Freunden Christi gemacht hat (Jo 15, 15), befähigt sie zu solcher Treue im Dienste ihres Herrn, daß sie gewiß sind, an seiner Freude Anteil zu erhalten (Mt 25, 14 - 23; Jo 15, 10f). Autorität