AUFERSTEHUNG

Der biblische Begriff der Auferstehung ist mit der griechischen Idee der Unsterblichkeit in keiner Weise vergleichbar. Nach der griechischen Auffassung geht die von Natur aus unvergängliche Seele des Menschen in dem Augenblick, da der Tod sie von den Banden des Körpers befreit hat, in die göttliche Unsterblichkeit ein. Nach der biblischen Auffassung ist die gesamte menschliche Person auf Grund ihren gegenwärtigen Beschaffenheit dazu bestimmt, der Macht des Todes zu verfallen: Die Seele wird Gefangene des Scheol während der Leib im Grabe verwest; doch ist dies nur ein vorübergehender Zustand, aus dem der Mensch durch eine göttliche Gnade wiedererstehen wird, so wie man sich von der Erde wieder erhebt, auf der man gelegen hat, oder wie man aus dem Schlafe wiedererwacht, in den man gesunken war. Schon im Alten Testament ausgesprochen, ist dieser Gedanke zum Mittelpunkt christlichen Glaubens und Hoffens geworden, seit Christus selbst als ,,Erstgeborener unter den Toten" wieder zum Leben zurückgekehrt ist.

AT

I. Der Herr des Lebens

Die Naturkulte des Alten Orients räumten dem Mythos vom sterbenden und wiedererstehenden Gott in Form einer dramatischen Darstellung einer allgemein menschlichen Erfahrung einen bedeutenden Platz ein. Dabei handelt es sich um die Erfahrung des Wiedererwachens des Lebens aus seinem winterlichen Schlafe im Frühling. Der ägyptische Osiris, der mesopotamische Tammuz, der kananäische Baal (der in der Spätzeit zu Adonis wurde) waren Götter dieser Art. Ihr Drama, das sich in der Urzeit ( Zeit abgespielt hat, wiederholte sich in unendlicher Folge in den Zyklen der Natur. Durch die Aktualisierung dieses Geschehens in einer heiligen Darstellung würden - so dachte man - die Riten dazu beitragen, die Wirksamkeit dieses Naturvorgangs zu erneuern, die für die Hirten- und Bauernbevölkerung so bedeutend war. Nun hat aber die Offenbarung des Alten Testaments von allem Anfang an mit dieser Mythologie und den sie begleitenden Riten unwiderruflich gebrochen. Der einzige Gott ist auch der einzige Herr über Leben und Tod: ,,Er macht tot und lebendig, lässt in den Scheol versinken und führt wieder herauf" (1 Sm 2, 6; Dt 32, 39), denn er hat Macht selbst über den Scheol (Am 9, 2; Ps 139, 8). Deshalb ist auch das Wiedererstehen der Natur im Frühling die Wirkung seines Wortes und seines Geistes (vgl. Gn 1, 11f. 22. 28; 8, 22; Ps 104, 29f). Dies hat seine Geltung in um so höherem Grade auch für die Menschen: Gott errettet ihre Seelen aus der Grube (Ps 103, 4) und gibt ihnen das Leben zurück (Ps 41, 3; 80, 19); er überlässt die Seelen seiner Freunde nicht dem Scheol und lässt sie nicht die Verwesung schauen (Ps 16, 10f). Diese Ausdrücke sind zwar nicht ganz wörtlich zu verstehen und wollen wahrscheinlich nur eine zeitweise Bewahrung vor dem Tode bedeuten. Doch beweisen die von den Propheten Elias und Elisäus vollbrachten Auferweckungswunder (1 Kg 17, 17 - 23; 2 Kg 4, 33 ff; 13, 21), dass Jahve selbst die Toten wiederzuerwecken vermag, indem er sie aus dem Scheol zurückruft, in den sie hinabgesunken waren. Diese Wiedererweckungen aber haben - abgesehen von jener Raumvorstellung, die daraus ein Wiederemporsteigen aus dem Abgrund der Unterwelt zum Lande der Lebendigen macht - mit der mythischen Wiedererstehung der toten Götter offensichtlich nicht das geringste zu tun.

II. Die Wiedererstehung des Volkes Gottes

In einer ersten Reihe von Texten wird dieses Bild von der Auferstehung verwendet, um der kollektiven Hoffnung des Volkes Israel Ausdruck zu verleihen. Von den Strafgerichten Gottes getroffen, ist dieses einem Kranken vergleichbar, der vom Tode bedroht ist (vgl. Is 1, 5f), ja einem Leichnam, den der Tod bereits zu seiner Beute gemacht hat. Sollte es sich aber bekehren, würde Jahve es nicht zu neuem Leben erwecken? ,,Auf, lasst uns zu Jahve zurückkehren! Nach zwei Tagen wird er uns wieder beleben; am dritten Tage lässt er uns wieder erstehen, und wir werden vor ihm leben" (Os 6, 1f). Doch handelt es sich dabei nicht um einen bloß menschlichen Wunsch, denn die prophetischen Verheissungen bezeugen ausdrücklich, dass dem so sein wird. Nach der Prüfungszeit des Exils wird Gott sein Volk wiedererstehen lassen, wie wenn man bereits vertrockneten Gebeinen wieder Leben einhaucht (Ez 37, 1 - 14). Er wird Jerusalem wiedererwecken und es sich aus dem Staube erheben lassen, in dem es gleich einem Leichnam gelegen war (Is 51, 17; 60, 1). Er wird die Toten wiederbeleben, ihre Leichname wiedererstehen, jene wiedererwachen lassen, die in Staub gebettet gewesen (Is 26, 19). Gewiss handelt es sich hierbei um eine bildhafte Auferstehung, aber bereits um eine wahre Errettung aus der Gewalt des Scheol: ,,Wo ist deine Pest, o Tod? Scheol, wo ist deine Seuche?" (Os 13, 14.) Gott triumphiert also über den Tod zum Wohl seines Volkes. Selbst der getreue Teil Israels konnte eine Zeitlang der Macht der Unterwelt anheimfallen, so wie der Knecht Jahves, der mit den Bösen starb und begraben wurde (Is 53, 8f. 12). Doch wird der Tag kommen, da dieser Rest von Gerechten gleich dem Knechte wieder bessere Tage erleben, das Licht neuerdings schauen und an den Trophäen des Sieges Anteil erhalten wird (Is 53, 10 ff). Ein erster, noch geheimnisvoller Entwurf einer Verheissung der Auferstehung, dank deren die leidenden Gerechten schliesslich ihren Verteidiger erstehen und ihre Sache in die Hand nehmen sehen werden (vgl. Jb 19, 25f in der Neuinterpretierung der Vulgata).

III. Die individuelle Auferstehung

Zur Zeit der makkabäischen Krise geht die Offenbarung einen Schritt weiter. Damals warf die Verfolgung durch Antiochus und die Erfahrung des Martyriums das Problem der individuellen Vergeltung mit aller Schärfe auf. Dass man auf das längst durch die Wahrsprüche der Propheten angekündigte Kommen des Reiches Gottes und auf den Endsieg des Volkes der Heiligen des Allerhöchsten harren müsse, stellte eine Gewissheit von grundlegender Bedeutung dar (Dn 7, 13f. 27; vgl. 2, 44). Was aber würde aus den Heiligen werden, die für den Glauben gestorben sind? Die Danielapokalypse gab die Antwort darauf: ,,Viele von denen, die im Lande des Staubes schlafen, erwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zur Schmach und zu ewigem Abscheu" (Dn 12, 2). Das von Ezechiel und von Is 26 verwendete Bild von der Auferstehung war also in realistischem Sinne zu verstehen: Gott wird die Toten aus dem Scheol emporführen, um sie am Reiche Gottes teilnehmen zu lassen. Doch ist das neue Leben in das sie eingehen werden, dem Leben der gegenwärtigen Welt nicht mehr vergleichbar: Es wird ein Leben der Verklärung sein (Dan 12, 3). Solcher Art ist die Hoffnung, die die Martyrer in ihren Prüfungen aufrechterhält: Man kann ihnen das leibliche Leben entreissen, der Schöpfergott erweckt aber wieder zum Leben (2 Makk 7, 9. 11. 22; 14, 46). Für die Bösen wird es keine Auferstehung zum Leben geben (2 Makk 7, 14). Von diesem Augenblick an wurde die Lehre von der Auferstehung zum Gemeingut des Judentums. Wenn sich auch die Sekte der Sadduzäer auf Grund ihrer Neigung zum Archaismus diese Lehre nicht zu eigen gemacht (vgl. Apg 23, 8) und damit sogar ihren Spott getrieben hat, indem sie Fragen stellte, die sie lächerlich machen sollten (Mt 22, 23 - 28 par.), so bekannten sich doch die Pharisäer zu ihr, wie auch jene Sekte, von der das Henochbuch stammt (und die vermutlich mit dem frühen Essenertum identisch ist). Während man aber zum Teil eine materialistische Deutung der Auferstehung vertrat, bezeugt dieses Buch eine sehr vergeistigte Vorstellung von ihr: Wenn die Seele der Verstorbenen aus der Unterwelt emporgestiegen ist, um wieder zum Leben zurückzukehren, wird sie in jenes verklärte All eingehen, das Gott der ,,künftigen Welt" vorbehalten hat. Es ist die gleiche Vorstellung, die Jesus bestätigt hat: ,,Bei der Auferstehung werden sie sein wie die Engel im Himmel" (Mt 22, 30 par.).

NT

I. Der Erstgeborene unter den Toten

1. Vorbereitung. Jesus weiß nicht nur um die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tage. Er weiß, dass das Geheimnis der Auferstehung von ihm inauguriert werden muß, dem Gott die Macht über Leben und Tod übertragen hat. Er offenbart diese Macht die er vom Vater erhalten hat, indem er mehrere Tote zum Leben erweckte, für die man seine Hilfe erbeten hatte: so die Tochter des Jairus (Mk 5, 21 - 42 par.), den Sohn der Witwe von Naim (Lk 7, 11 - 17), seinen Freund Lazarus (Jo 11). Diese Auferweckungen, die an die Wunder der Propheten erinnerten, sind bereits die verhüllte Ankündigung der seinigen, die einer ganz anderen Ordnung angehören wird. Zu diesen Taten fügte Jesus klare Vorhersagen hinzu: Der Menschensohn müsse sterben, werde aber am dritten Tage wieder auferstehen (Mk 8, 31; 9, 31; 10, 34 par.). Diese Auferstehung ist nach Mt ,,das Zeichen des Jonas": Der Menschensohn wird drei Tage und drei Nächte im Schosse der Erde sein (Mt 12, 40). Sie ist das Zeichen des Tempels ,,Brecht diesen Tempel ab, und ich werde ihn in drei Tagen wieder erstehen lassen"; ,,er aber sprach vom Tempel seines Leibes" (Jo 2, 19 ff; vgl. Mt 26, 61 par.). Diese Ankündigung einer Auferstehung von den Toten bleibt selbst den Zwölfen unverständlich (vgl. Mk 9, 10); um so mehr den Feinden Jesu, die sie zum Vorwande nahmen, um sein Grab bewachen zu lassen (Mt 27, 63 f).

2. Das Ostererlebnis. Die Zwölfe hatten also nicht verstanden, dass die Ankündigung der Auferstehung in der Heiligen Schrift in erster Linie Jesus selber betraf (Jo 20, 9); deshalb hatte sie sein Tod und sein Begräbnis jegliche Hoffnung verlieren lassen (vgl. Mk 16, 14; Lk 24, 21 - 24. 37; Jo 20, 19). Um sie zum Glauben zu führen bedurfte es des Ostererlebnisses. Die Erfahrung des leeren Grabes genügte nicht, um sie zu überzeugen, denn dieses ließ sich durch eine blosse Wegnahme des Leichnams erklären (Lk 24, 11f; Jo 20, 2), nur Johannes glaubte auf der Stelle (Jo 20, 8). Dann aber begannen die Erscheinungen des Auferstandenen. Die von Paulus berichtete Reihe (1 Kor 15, 5 ff) stimmt mit den der Evangelisten nicht genau überein; doch tut die genaue Anzahl nicht viel zur Sache. Jesus ist ,,während zahlreicher Tage" erschienen (Apg 13, 31); an anderer Stelle heisst es genauer: ,,vierzig Tage hindurch" (1, 3), bis zur bedeutsamen Szene der Himmelfahrt Die Berichte unterstreichen den konkreten Charakter dieser Erscheinungen: Derjenige, der ihnen erschien, war wirklich Jesus von Nazareth; die Apostel sehen ihn und betasten ihn (Lk 24, 36 - 40; Jo 20, 19 - 29), sie essen mit ihm (Lk 24, 29f. 41f; Jo 21, 9 - 13; Apg 10, 41). Er erscheint nicht gleich einem Phantom, sondern mit seinem eigenen Leibe (Mt 28, 9; Lk 24, 37 ff; Jo 20, 20. 27 ff). Doch entzieht sich dieser Leib den gewohnten Bedingungen des irdischen Lebens (Jo 20, 19; vgl. 20, 17). Jesus wiederholt eine Reihe von Gesten, die er während seines öffentlichen Lebens vollzogen hatte, und dies gestattete es, ihn wiederzuerkennen (Lk 24, 30f; Jo 21, 6. 12). Doch befindet er sich nunmehr in jenem Zustand der >> Verherrlichung den die jüdischen Apokalypsen beschrieben hatten. Das Volk als solches war nicht Augenzeuge dieser Erscheinungen, wie dies bei der Passion und beim Tode Jesu der Fall gewesen war. Jesus behält seine Erscheinungen jenen Zeugen von, die er sich erwählt hatte (Apg 2, 32; 10, 41; 13, 31); der letzte von ihnen war Paulus auf dem Wege nach Damaskus (1 Kot 15, 8). Solche Zeugen machte er zu seinen Aposteln Ihnen zeigte er sich, ,,nicht aber der Welt" (Jo 14, 22), denn die Welt verschliesst sich dem Glauben. Selbst die Grabeswächter haben, durch die geheimnisvolle Theophanie erschreckt (Mt 28, 4), Christus selber nicht gesehen. Deshalb lässt sich das tatsächliche Vorsichgehen der Auferstehung, der Augenblick, da Jesus vom Tode erstand, unmöglich beschreiben. Matthäus schildert es nur in einer der Schrift entlehnten konventionellen Ausdrucksweise (Mt 28, 2f), wenn er vom Erbeben der Erde, von blendender Helle, vom Erscheinen des Engels Gottes spricht . . . Hier betritt man einen transzendenten Bereich, der sich nur in die vom Alten Testament herkommenden Ausdrücke fassen lässt, obwohl sich die Wirklichkeit als solche, auf die sie angewendet wird, dem Zugriff der Sprache entzieht.

3. Das Evangelium von der Auferstehung in der apostolischen Verkündigung. Schon am Pfingsttage wird die Auferstehung zum Mittelpunkt der apostolischen >> Verkündigung offenbart sich doch in ihr der grundlegende Gegenstand des christlichen Glaubens (Apg 2, 22 - 35). Dieses Oster- Evangelium besteht vor allem in der Bezeugung eines Ereignisses: Jesus ist gekreuzigt worden und gestorben; Gott aber hat ihn auferweckt und bringt den Menschen durch ihn das Heil. Das ist die Katechese des hl. Petrus, die er den Juden hält (3, 14f), das ist sein Bekenntnis vor dem Sanhedrin (4, 10); das ist die Lehre, die Philippus dem äthiopischen Eunuchen verkündet (8, 35); das ist die Verkündigung des hl. Paulus an die Juden (13, 33; 17, 13) wie an die Heiden (17, 31), das sein Bekenntnis vor seinen Richtern (23, 6). All dies aber ist nichts anderes als der Inhalt des Ostererlebnisses selbst. Auf einen bedeutsamen Punkt wird im Zusammenhang mit diesem Erlebnis stets hingewiesen: auf dessen Schriftgemässheit (vgl. 1 Kor 15, 3 f). Einerseits stellt die Auferstehung Jesu eine Erfüllung der prophetischen Verheissungen dar, der Verheissung der glorreichen Erhöhung des Messias zur Rechten Gottes (Apg 2, 34; 13, 32f), der Verherrlichung des Knechtes Jahves (Apg 4, 30; Phil 2, 7 ff), der Inthronisierung des Menschensohnes (Apg 7, 56; vgl. Mt 26,64 par.), andererseits liefern die Schrifttexte zur Darstellung dieses Geheimnisses, das jenseits der allgemeinen historischen Erfahrung steht, ein Arsenal von Ausdrücken, die dessen verschiedene Aspekte hervortreten lassen: Jesus ist der Heilige den Gott der Verwesung des Hades entreisst (Apg 2, 25 - 32; 13, 35 ff; vgl. Ps 16, 8 - 11); er ist der neue Adam dem Gott alles zu Füssen gelegt hat (1 Kor 15, 27; Hebr 1, 5 - 13; vgl. Ps 8); er ist der Stein den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist (Apg 4, 11; vgl. Ps 118, 22) . . . Auf diese Weise erscheint der verherrlichte Christus als der Schlüssel der gesamten Heiligen Schrift, die ihn seit jeher betraf (vgl. Lk 24, 27. 44 ff).

4. Sinn und Tragweite der Auferstehung. In dem Masse, als die apostolische Verkündigung solcherart zwischen der Auferstehung und der Heiligen Schrift Zusammenhänge herstellte, erarbeitete sie eine theologische Deutung des Ereignisses. Da die Auferstehung die Verherrlichung des Sohnes durch den Vater ist (Apg 2, 22 ff; Röm 8, 11; vgl. Jo 17, 1 ff), drückt sie dem durch die Inkarnation begonnenen und durch das Kreuz vollendeten Akt der Erlösung das Siegel Gottes auf. Jesus wird durch sie zum ,, Sohn Gottes voll Macht" gesetzt (Röm 1, 4; vgl. Apg 13, 33; Hebr 1, 5; 5, 5; Ps 2, 7), zum ,, Herrn und Christus" (Apg 2, 36), zum ,,Herrn und Erlöser" (Apg 5, 31), zum ,,Richter und Herrn über die Lebenden und die Toten" (Apg 10, 42; Röm 14, 9; 2 Tim 4, 1). Nun, da er zum Vater aufgefahren ist (Jo 20, 17), vermag er den Menschen den verheissenen Geist zu senden (Jo 20, 22; Apg 2, 33). Dadurch wird erst der tiefste Sinn seines irdischen Lebens in seiner ganzen Fülle offenbar: Es war die Offenbarung Gottes hienieden, seiner Liebe und Gnade (2 Tim 1, 10; Tit 2, 11; 3, 4). Eine noch verhüllte Offen barung, da die Herrlichkeit nur in Zeichen wahrnehmbar war (Jo 1, 11) oder in kurzen Augenblicken, wie dem der Verklärung (Lk 9, 32. 35 par.; vgl. Jo 1, 14). Nun, da Jesus endgültig in die Herrlichkeit eingegangen ist, findet diese Offenbarung in der Kirche ihre Fortsetzung durch die Wunder (Apg 3, 16) und durch die Ausgiessung des Heiligen Geistes auf jene Menschen, die glauben (Apg 2, 38f; 10, 44f). Auf diese Weise ist Jesus, der ,,Erstgeborene unter den Toten" (Apg 26, 23; Kol 1, 18; Apk 1, 5), als erster in jene neue Welt eingegangen (vgl. Is 65, 17..), die das erlöste All ist. Als ,,Herr der Herrlichkeit" (1 Kor 2, 8; vgl. Jak 2, 1; Phil 2, 11) ist er für die Menschen der ,,Urheber des Heiles" (Apg 3, 6). Mit göttlicher Macht ausgestattet, schafft er sich ein heiliges Volk (1 Petr 2, 9f), das er seinen Fussstapfen folgen lässt.

II. Die Macht der Auferstehung

Die Auferstehung Jesu löst das Problem des Heiles so wie es sich jedem von uns stellt. Sie bildet nicht nur das erste Objekt unseres Glaubens, sondern auch die Grundlage unserer Hoffnung, deren Ziel sie festlegt. Jesus ist auferstanden als ,, Erstling der Entschlafenen" (1 Kor 15, 20). Diese Tatsache bildet die Grundlage unseres Harrens auf die Auferstehung am Jüngsten Tage. Ja noch mehr: Jesus ist persönlich ,,die Auferstehung und das Leben. Wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er schon gestorben ist" (Jo 11, 25). Diese Tatsache bildet die Grundlage unserer Gewissheit, schon jetzt am Geheimnis des neuen Lebens teilzunehmen, das uns Christus durch sakramentale Zeichen zugänglich macht.

1. Die Auferstehung am Jüngsten Tage. Der jüdische Glaube an die Auferstehung des Leibes ist von Jesus bestätigt worden mitsamt seinen Perspektiven einen wiedergefundenen leiblichen Integrität (Lk 14, 14) und einer radikalen Umwandlung (Mt 22, 30 ff par.); wenn dieser Zug in jenem Bild vom Jüngsten Tage fehlt, das die synoptische Apokalypse entwirft (Mt 24 par.), ist dies nebensächlich. Doch erlangt dieser Glaube erst nach der persönlichen Auferstehung Jesu seine endgültige Bedeutung. Die Urgemeinde war sich bewusst, in diesem Punkte dem jüdischen Glauben treu zu bleiben (Apg 23, 6; 24, 15; 26, 6 ff). Doch verleiht ihm die Auferstehung Jesu fortan eine objektive Grundlage. Wir alle werden auferstehen, weil Jesus auferstanden ist: ,,Derjenige, der Christus Jesus von den Toten erweckt hat, wird auch eure sterblichen Leiber durch seinen in euch wohnenden Geist lebendig machen" (Röm 8, 11; vgl. 1 Thess 4, 14; 1 Kor 6, 14; 15, 12 - 22; 2 Kor 4, 14). Im Matthäusevangelium unterstreicht der Bericht von der Auferstehung Jesu diesen Punkt bereits in ganz konkreter Form. In dem Augenblick, da der zur Hölle abgestiegene Jesus daraus als Sieger zurückkehrt, gehen jene Gerechten, die dort ihres Zutritts zur himmlischen Freude geharrt hatten, daraus hervor, um sein triumphales Gefolge zu bilden (Mt 27, 52f). Dabei handelt es sich um keine Rückkehr ins irdische Leben, und der Bericht spricht fast nur von seltsamen Erscheinungen. Wohl aber handelt es sich um eine symbolische Vorwegnahme dessen, was sich am Jüngsten Tage ereignen wird. Ist dies nicht auch der Sinn jener wunderbaren Totenerweckungen, die Jesus zu seinen Lebzeiten vollführt hat? Der hl. Paulus gestaltet die Szenerie der allgemeinen Auferstehung bedeutend weiter aus. Er spricht von der Stimme des Engels, vom Ertönen der Posaune, die die Auserwählten zusammenruft, von den Wolken der Parusie, vom Zuge der Auserwählten, der dem Herrn entgegengeht... (1 Thess 4, 15 ff; 2 Thess 1, 7f; 1 Kor 15, 52). Dieser konventionelle Rahmen war in den jüdischen Apokalypsen klassisch geworden. Doch ist das zugrunde liegende Ereignis viel wichtiger als die Art und Weise seines Vorsichgehens. Im Gegensatz zu den griechischen Vorstellungen, wo die von den Banden des Körpers befreite menschliche Seele allein der Unsterblichkeit entgegengeht, gehört zur christlichen Hoffnung eine völlige Wiederherstellung der Person; zugleich aber setzt sie eine völlige Umwandlung des Leibes voraus, der geistig, unverweslich und unsterblich wird (1 Kor 15, 35 - 53). UEbrigens greift der hl. Paulus in jener Perspektive, in die er sich hineinstellt, das Problem der Auferstehung der Bösen überhaupt nicht auf; er denkt nur an die der Gerechten als Teilnahme am Eingehen Jesu in die Herrlichkeit (vgl. 1 Kor 15, 12...). Die Erwartung dieser ,,Erlösung des Leibes" (Röm 8, 23) ist derart, dass die christliche Art und Weise, von der Auferstehung zu sprechen, dieser eine Art ständigen Heranstehens zuschreibt, wenn sie ihr Ausdruck verleihen will (vgl. 1 Thess 4, 17). Indes darf die Ungeduld der christlichen Hoffnung (vgl. 2 Kor 5, 1 - 10) nicht zu fruchtlosen Spekulationen über den Zeitpunkt des Tages des Herrn führen. Die Apokalypse entwirft ein packendes Bild von der Auferstehung der Toten (Apk 20, 11 - 15). Der Tod und der Hades geben sie sämtlich heraus, die Bösen ebenso wie die Guten, um sie vor dem Richter erscheinen zu lassen. Während die Bösen dem ,,zweiten Tode" verfallen, gehen die Auserwählten in einem neuen All, das mit dem Paradiese von einst und mit dem himmlischen Jerusalem gleichgesetzt wird, in ein neues Leben ein (Apk 21 - 22). Wie sollte man eine unaussprechliche Wirklichkeit, an die die menschliche Erfahrung nicht heranzukommen vermag, anders denn in Symbolen zum Ausdruck bringen? Im vierten Evangelium begegnen wir zwar diesem Gemälde nicht. Doch bildet es den Hintergrund zweier kurzer Anspielungen, die vor allem die dem Menschensohn zukommende Rolle unterstreichen: Auf seinen Ruf hin werden die Toten auferstehen (Jo 5, 28; 6, 40. 44), die einen zum ewigen Leben, die anderen zum Gericht (Jo 5, 29).

2. Das christliche Leben als vorweggenommene Auferstehung. Wenn der hl. Johannes das Bild von der Auferstehung am Ende der Tage nur so spärlich entfaltet, so deshalb, weil er es in der Gegenwart im Sinne einer Vorwegnahme bereits verwirklicht sieht. Der aus dem Grabe sich erhebende Lazarus repräsentiert in konkreter Form jene Gläubigen, die durch die Stimme Jesu dem Tode entrissen werden (vgl. Jo 11, 25f). Auch die Rede über das lebenvermittelnde Wirken des Menschensohnes enthält ausdrückliche Aussagen: ,,Es kommt die Stunde ja sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und alle, die auf sie hören, werden leben" (Jo 5, 25). Diese klare Aussage deckt sich genau mit jener christlichen Erfahrung, wie sie der erste Johannesbrief in die Worte fasst: ,,Wir wissen, dass wir aus dem Tode zum Leben übergegangen sind ...." (1 Jo 3, 14). Wer dieses Leben besitzt, wird nie der Macht des Todes verfallen (Jo 6, 50; 11, 26; vgl. Röm 5, 8 f). Nicht, dass diese Gewissheit die Erwartung der Auferstehung am Ende der Tage verdrängte; doch verklärt sie schon jetzt ein Leben, das in die Lehnsfolge Christi eingetreten ist. Der hl. Paulus hatte bereits dasselbe gesagt, als er den österlichen Charakter des christlichen Lebens als reale Teilnahme am Leben des auferstandenen Christus unterstrich. Wir, die wir in der Taufe mit ihm begraben worden sind, sind auch mit ihm auferweckt, weil wir an die Macht Gottes geglaubt haben, die ihn von den Toten auferweckt hat (Kol 2, 12; Röm 6, 4 ff). Das neue Leben, in das wir dadurch eingetreten sind, ist nichts anderes als sein Leben als Auferstandener (Eph 2, 5f). Und in der Tat ist in der Taufe zu uns gesagt worden: ,,Wach auf, der du schläfst! Steh auf von den Toten, und Christus wird dich erleuchten" (Eph 5, 14). Diese grundlegende Gewissheit bestimmt die gesamte christliche Existenz. Sie beherrscht die Sittlichkeit, die dem in Christus wiedergeborenen Menschen fortan obliegt: ,,Wenn ihr nun mit Christus auferweckt seid, so suchet, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt" (Kol 3, 1 ff). Sie ist auch die Quelle seiner Hoffnung Denn während der Christ voller Ungeduld der endgültigen Umwandlung seines hinfälligen Leibes in einen verherrlichten Leib harrt (Röm 8, 22f; Phil 3, 10f. 20f), besitzt er bereits das Angeld dieses künftigen Zustandes (Röm 8, 23; 2 Kor 5, 5). Seine Auferstehung am Jüngsten Tage wird nur in aller Klarheit offenbar machen, was er in der verborgenen Wirklichkeit des Geheimnisses bereits ist (Kol 3, 4). Erlösung